Die Künstlerin über sich und Ihr Bilder
Suetangles
Ich fand überall Muster und Strukturen … an einer Hauswand, in einem sonnendurchschienenen Blatt, einem Spinnenetz am Fenster, in einem Buch über chinesische Tuschemalerei oder bereits bekannten Zentangle Mustern… und bediente mich in gewohnt eklektischer Manier allem, das meinen Freihandzeichnungen dienlich war. Diese Beobachtungen öffneten mein Bewußtsein stärker für das, was ich Alltagspoesie nenne. Ich lernte, wieder feinfühliger zu werden für das Wunder der kleinen Dinge.
Ganz dem Sinne des „klassischen“ Zentangles folgend, mit der ursprünglichen Absicht, sich beim Zeichnen zu entspannen und gleichzeitig eine achtsame Konzentration auszuführen, hat auch meine Arbeit zu tun.
Die aus neun Buchstaben bestehende Aussage im Zentrum der Bilder, die als offene Serie angelegt sind, weisen jeweils auf ein Lebens-und Gestaltungsprinzip hin. Es ist ein Spiel der Gegensätze entstanden: Akkuratesse gegen freie Bewegung, Fülle gegen leeren Raum, Rhythmus der Linie gegen ruhige Flächen, harmonische Reihungen gegen zufällige Assymetrien, Ineinandergreifen gegen Auseinanderdriften, Abstraktion gegen organisch Anmutendes. Mich interessiert dieses Wechselspiel von kompositorischen, begrifflichen Elementen und träumerischen, fließenden.
Gleichmaß und spielerische Freiheit sind mir Grund genug, ein zeichnerisches Prinzip (Zentangle) zu versuchen und weiter zu entwickeln, es auf eine etwas plakativere, stärker bewegte, flächig- konstruktive Art zu erzählen. Ich habe mich entschieden, nicht mit einem Filzstift zu arbeiten, sondern mit verschiedenen Bleistiften, die reizvolle Abstufungen in den Tonwerten erlauben.
Bei aller Versunkenheit im Zeichnen behält doch immer der Moment, die Vorläufigkeit die Oberhand. Jedes kleine Stück beim Zeichnen definiert das nächste. Darum sind die Bilder auch über einen Zeitraum von vielen Wochen entstanden. Sie leben von der Ruhe und den Pausen, die diese Art zu Arbeiten mit sich bringen…eine wirkliche schöne Art, achtsamer zu werden.
Propriétaire
Zu diesem Bild gibt es bereits einen Begleittext, nachzulesen in meinem Fotobuch. Auch diese Arbeit war auf eine längere Entstehungszeit angelegt.
Die Bildidee entstand durch einen Schatten an der Wand, den meine Zimmerpflanze im Nachmittagslicht warf. Die Flüchtigkeit dieses Moments hat mich sehr berührt und ich wollte sie irgendwie festhalten. So ist ein gewebtes, gezeichnetes und gemaltes Bild entstanden. Das Gewebe bezieht sich auf die verschiedenen Striche und zeichnerischen Elemente im Bild.
Der Titel des Bildes verweist darauf, dass wir lediglich Besitzer dieses einen Momentes in der Zeit sind: in der wir wirklich sehen und erleben, ganz im Moment sind, mit unserer ganzen Aufmerksamkeit. Es ist ein entspanntes Schauen, kein Fokussierendes. Darum stützen die Details dieses Bildes nur den Gesamteindruck. Dass dieser Moment etwas Fragiles hat.
Ich habe diesen fragilen Moment festgehalten, denn etwas anderes kann ich als Malerin nicht tun. So ist es für mich eine Erinnerung geblieben und lebt fort in der Betrachtung durch andere.